Tetzel

Um 1465 wurde der Fuhrmannssohn Johannes Tetzel in dem nach ihm benannten „Tetzelhaus“ in Pirna geboren. In der hiesigen Lateinschule erhielt er wahrscheinlich seine Schulbildung. Um 1480 siedelte die Familie nach Leipzig um. Sohn Johannes schrieb sich 1482/83 in der Leipziger Hochschule für ein philosophisches Studium ein und promovierte im Oktober 1487 zum Baccalaureus. Bald danach trat er dem Dominikanerorden bei. Seine Heimatstadt Pirna besuchte er mehrmals und verweilte 1515/17 und 1518 im Dominikanerkloster. Tetzel verstarb 1519 in Leipzig

Der Name Tetzel ist untrennbar verbunden mit dem päpstlichen „Ablass“, der Martin Luthers Kritik auslöste. Als Ablassprediger war er seit 1504 tätig und erlangte durch seine Art, diesen zu verkaufen, Berühmtheit. Von 1504 – 1515 predigte er den Ablass für den deutschen Ritterorden und sammelte viel Geld zur Unterstützung des Kreuzzuges gegen die Russen. Papst Leo X. erneuerte den Ablass zum Bau des Petersdoms in Rom.

Noch heute findet sich manchmal die Geschichte, dass jede Sünde bei Tetzel einen festen Preis gehabt haben soll. angeblich kostete die Vergebung für Mord acht Dukaten, während sie bei Ehebruch schon für sechs Dukaten zu haben war. Richtig ist, dass Tetzel seine "Tarife" sozial gestaffelt hatte. Arme Leute mussten weniger zahlen als die Reichen.

Mit Johannes Tetzel verbindet man den Satz: „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer / in den Himmel springt.“ Einige Landesherren oder Städte untersagten den Ablasspredigern in ihren Territorien den Ablasshandel. Die überzogene Ablasslehre rief auch bei Luther Kritik hervor; er wurde zum Gegenspieler Tetzels. Der Anschlag von Luthers 95 Thesen am 31. Oktober 1517 an der Schlosskirche von Wittenberg riefen eine „Volksbewegung“ hervor. Das war die Geburtsstunde der Reformation. Gegenthesen Tetzels trafen ins Leere.

Im Jahr 2015 wurde Johannes Tetzels 550. Geburtstag in Pirna begangen. 2017 wurde unter der Botschafterin Prof. Dr. M. Käßmann das Reformationsjubiläum gefeiert, das auch für Pirna wichtig war. Schließlich gab der Sohn Pirnas, Johannes Tetzel, durch seine fragwürdige Ablasspraxis den Anlass für eine Reformierung der Kirche, die schließlich die „Reformation“ wurde.

Martin Luther hat geschildert, dass der Anstoß im Jahre 1517 zu Luthers Thesen gegen den Ablasshandel aus Jüterbog kam. In seinen "Tischgesprächen" heißt es, dass der Dominikanermönch Johannes Tetzel seine Ablassbriefe in Jüterbog anbot, weil er nicht über die damalige Landesgrenze nach Wittenberg durfte. Das wurde Martin Luther zum Ärgernis. Als immer mehr seiner Pfarrkinder aus Wittenberg über die Grenze nach Jüterbog gingen, um sich die neuesten Ablassbriefe zu kaufen, verfasste er seine berühmten Thesen gegen den Ablasshandel.

    J. Tetzel, Jüterbog, Foto: W. Bieberstein