Lohgerberei

in Pirna und im Tetzelhaus

Der Berufsstand der Gerber ist erst spät nach Pirna gekommen. Der erste nachweisbare Lohgerber in Pirna war 1559 Jacob Schneider aus Dresden. Im Tetzelhaus, Schmiedestraße 19, gab es von 1731 bis 1901 sieben Lohgerber. Um die Mitte des 18. Jh. wurde im Innenhof des Tetzelhauses ein Hintergebäude zur Gerberei, das so genannte „Lohgerberhaus“ errichtet. „Natürliche Voraussetzungen für das Betreiben einer Gerberei waren in Pirna bestens gegeben: Fließendes Wasser in der Elbe und vom Berg Sonnenstein sowie Mühlen, [Misch-]Wälder und Viehhaltung in nächster Umgebung“. Mit dem Objekt Tetzelhaus stand ein großes Grundstück zur Verfügung.

Auf dem Anwesen des Tetzelhauses sind aus der Zeit der Lohgerberei folgende denkmalgeschützte Stätten zu sehen: 1. das Lohgerberhaus (Werkstatt, Aufstockung 1908, heute Wohnhaus), 2. zwei Gerbergruben, in denen die vorbereiteten Häute in Schichten aus Lohe (gemahlene Eichen- und Fichtenrinde) mindestens ein halbes Jahr lang gegerbt wurden, 3. zwei Trockengestelle (die so genannte große und kleine Henke) und 4. die Gerbergauben im Tetzelhaus (drei Dachböden von 1381), die aufgrund des guten Luftdurchzugs ebenfalls zum Trocknen der gespannten Felle dienten. Die angesehenen Lohgerber wohnten im alten Tetzelhaus.

Die aussichtslose wirtschaftliche Zukunft der Lohgerber Ende des 19. Jh. im Königreich Sachsen schildert 1894 ein Artikel im Pirnaer Anzeiger: „Die aufkommende industrielle Schnellgerberei im Norden und in Amerika drückt die langsam, wenn auch qualitätsmäßig besser arbeitenden Grubengerbereien an die Wand. Dazu kommen Preisverfall durch Überangebote von Häuten wegen Notschlachtungen infolge von Futtermangel in Amerika und billige Seefrachten.“ Wohl aus diesen Gründen hat der letzte Gerbermeister des Tetzelhauses, Paul Hermann Arldt, 1901 sein Gerbergewerbe abgemeldet und arbeitete danach als Lederwarenhändler weiter. So sind zu Beginn des 20. Jh. die Berufsstände der Löher, die meist im Mai die Rinden von Eichen und auch Fichten schälten, und der Lohgerber ausgestorben.

Quelle: Kuratorium Altstadt Pirna e.V. (2001): Pirnaer Hefte, Heft 3

Innenhof des Tetzelhauses mit Lohgerberhaus, Gerberbecken, großer und kleiner Henke

 

Dachstuhl des Tetzelhauses